5.1. Starten des Installers auf IA-64-Systemen

5.1.1. Booten von CD-ROM

Für viele Leute wird der einfachste Weg der sein, einen Satz Debian-CDs zu benutzen. Wenn Sie die CDs haben und Ihr Rechner kann direkt von CD booten – super! Legen Sie die CD ein, starten Sie den Rechner neu und machen Sie mit dem nächsten Kapitel weiter.

Beachten Sie, dass bestimmte CD-Laufwerke unter Umständen spezielle Treiber benötigen und deshalb im frühen Stadium der Installation vielleicht nicht nutzbar sind. Wenn sich herausstellt, dass der normale Weg, von CD zu booten, bei Ihrer Hardware nicht funktioniert, besuchen Sie dieses Kapitel wieder, nachdem Sie sich über alternative Kernel und Installationsmethoden informiert haben, die bei Ihnen sinnvoll sind.

Sie können vielleicht die Komponenten des Debian-Systems und alle vorhandenen Pakete von CD-ROM installieren, auch wenn Ihr Rechner nicht von CD-ROM bootet. Benutzen Sie einfach ein anderes Medium, wie eine Floppy-Disk. Wenn Sie an dem Punkt ankommen, das Betriebssystem, das Basis-System und zusätzliche Pakete installieren zu müssen, weisen Sie das Installationssystem an, die CD zu nutzen.

Wenn Sie Probleme haben, das Installationssystem zu booten, lesen Sie Abschnitt 5.3, „Beseitigen von Problemen während der Installation“.

Inhalt der CDs

Es gibt drei Basis-Varianten der Debian-Installations-CD. Die Business Card-Version enthält eine minimale Installation und passt auf eine kleine CD-ROM. Sie erfordert eine Netzwerkverbindung, um den Rest der Basis-Pakete zu installieren und ein nutzbares System zu erstellen. Die Network Install-CD hat alle Basis-Pakete an Bord, benötigt aber eine Netzwerk-Verbindung zu einem Debian-Spiegelserver, um zusätzliche Pakete zu installieren, die man vielleicht haben möchte, um ein vollständiges System zu bekommen. Von einem kompletten Satz der Debian-CDs kann man ein vollständiges System mit der ganzen Bandbreite an Paketen installieren, ohne dass man eine Netzwerkverbindung braucht.

Die IA-64-Architektur nutzt eine erweiterbare Firmware-Schnittstelle (Extensible Firmware Interface, EFI) der neuen Generation von Intel. Anders als das traditionelle x86-BIOS, das außer der Partitionstabelle und dem Master-Boot-Record (MBR) nicht viel von dem Boot-Laufwerk weiß, kann EFI von FAT16- oder FAT32-formatierten Partitionen lesen und darauf schreiben. Dies vereinfacht den oft obskuren Prozess des Systemstarts. Dem System-Bootloader und der EFI-Firmware (wenn sie den Bootloader unterstützt) steht ein komplettes Dateisystem zur Verfügung, um die zum Booten nötigen Dateien zu speichern. Das bedeutet, dass die System-Platte eines IA-64-Rechners eine zusätzliche Partition hat, die EFI zugewiesen ist, statt nur dem MBR oder Bootblock wie bei konventionelleren Systemen.

Die Debian-Installer-CD enthält eine kleine EFI-Partition, in der der ELILO-Bootloader samt seiner Konfigurationsdatei, der Kernel des Installers und das Initial Filesystem (initrd) liegen. Das laufende System wird später auch eine EFI-Partition haben für die Dateien, die zum Booten des Systems benötigt werden. Diese Dateien sind von der EFI-Shell aus lesbar, wie weiter unten beschrieben.

Die meisten Details während des Lade- und Startvorgangs von ELILO sind transparent für den Installer. Allerdings muss der Installer eine EFI-Partition für den Bootloader einrichten, bevor das Basissystem installiert wird. Ansonsten wird die Installation von ELILO fehlschlagen und ein nicht bootfähiges System hinterlassen. Die Zuweisung und Formatierung der EFI-Partition findet im Installationsschritt „Partitionierung“ statt, noch bevor irgendein Paket auf das System-Laufwerk geladen wird. Hier wird auch sichergestellt, dass eine passende EFI-Partition vorhanden ist, bevor die Installation fortgesetzt werden kann.

Der EFI-Bootmanager erscheint als letzter Schritt der Firmware-Initialisierung. Es wird ein Menü angezeigt, aus dem der Benutzer eine passende Option auswählen kann. In Abhängigkeit vom Modell des Systems und anderer Software, die bereits installiert wurde, kann sich dieses Menü von einem Rechner zum anderen unterscheiden. Es sollten zumindest zwei Einträge vorhanden sein: Boot Option Maintenance Menu und EFI Shell (Built-in). Hier ist die erste Möglichkeit vorzuziehen, allerdings müssen Sie eventuell die zweite Option wählen, wenn die erste nicht vorhanden ist oder die CD aus irgendeinem Grund nicht bootet.

WICHTIG

Der EFI-Bootmanager wird nach einer voreingestellten Anzahl von Sekunden die Standard-Aktion (typischerweise den ersten Menüpunkt) starten. Dies ist erkennbar an dem Countdown am unteren Bildschirmrand. Wenn die Zeit abgelaufen ist und die Standard-Aktion gestartet wurde, müssen Sie unter Umständen den Rechner neu starten, um die Installation fortsetzen zu können. Wenn als Standard-Option die EFI-Shell geöffnet wird, können Sie zum Bootmanager zurückkehren, indem Sie am Shell-Prompt exit eingeben.

5.1.1.1. Option 1: Über das »Boot Option Maintenance Menu« starten

  • Legen Sie die CD in das DVD/CD-Laufwerk ein und starten Sie den Rechner neu. Die Firmware zeigt den EFI-Bootmanager und das Menü an, wenn die Systeminitialisierung abgeschlossen ist.

  • Wählen Sie mittels der Pfeiltasten den Eintrag Boot Maintenance Menu aus der Liste und drücken Sie ENTER. Es erscheint ein neues Menü.

  • Wählen Sie jetzt Boot From a File und drücken Sie ENTER. Eine Liste mit Geräten, die die Firmware erkannt hat, erscheint. Sie sollten zwei Menüzeilen sehen, die entweder die Bezeichnung Debian Inst [Acpi ...] oder Removable Media Boot beinhalten. Wenn Sie den Rest der Zeilen näher betrachten, werden Sie feststellen, dass die Geräte- und Controllerinformationen identisch sind.

  • Sie können einen der Einträge auswählen, die auf Ihr CD/DVD-Laufwerk verweisen. Markieren Sie Ihre Auswahl mit den Pfeiltasten und drücken Sie ENTER. Wenn Sie Removable Media Boot auswählen, wird sofort die Boot-Load-Sequenz gestartet. Wenn Sie Debian Inst [Acpi ...] wählen, wird eine Liste von Verzeichnissen auf der bootfähigen Partition der CD angezeigt; Sie müssen jetzt den nächsten (zusätzlichen) Schritt bestätigen.

  • Sie benötigen diesen Schritt nur, wenn Sie Debian Inst [Acpi ...] gewählt haben. In der Verzeichnisliste gibt es in der vorletzten Zeile den Eintrag [Treat like Removable Media Boot]. Markieren Sie ihn und drücken Sie ENTER. Die Boot-Load-Sequenz startet jetzt.

Jetzt wird der Debian-Bootloader gestartet und eine Menüseite wird angezeigt, auf der Sie einen Bootkernel und zusätzliche Optionen auswählen können, um fortzufahren.

5.1.1.2. Option 2: Booten von der EFI-Shell

Wenn aus irgendeinem Grund die erste Möglichkeit nicht erfolgreich ist, starten Sie den Rechner neu, und wenn der EFI-Bootmanager erscheint, sollte es eine Option namens EFI Shell [Built-in] geben. Booten Sie die Debian-Installer-CD mit den folgenden Schritten:

  • Legen Sie die CD in das DVD/CD-Laufwerk ein und starten Sie den Rechner neu. Die Firmware zeigt den EFI-Bootmanager und das Menü an, wenn die Systeminitialisierung abgeschlossen ist.

  • Wählen Sie EFI Shell mit den Pfeiltasten aus dem Menü aus und drücken Sie ENTER. Die EFI-Shell wird das System nach bootfähigen Geräten durchsuchen und diese auf der Konsole anzeigen, bevor der Kommando-Prompt erscheint. Die erkannten bootfähigen Partitionen der Laufwerke werden mit Gerätenamen der Form fsn: dargestellt. Alle anderen erkannten Partitionen heißen blkn:. Wenn Sie die CD erst direkt vor Starten der Shell eingelegt haben, könnte es ein paar Sekunden dauern, bis das CD-Laufwerk erkannt wird.

  • Suchen Sie in der Ausgabe der Shell nach dem CD-ROM-Laufwerk. Oft ist es das Laufwerk fs0:; allerdings werden auch andere Laufwerke mit bootfähigen Partitionen als fsn angezeigt.

  • Geben Sie fsn: ein und drücken Sie ENTER, um das passende Laufwerk auszuwählen, wobei n die Partitionsnummer für das CD-ROM ist. Die Shell zeigt jetzt die Partitionsnummer als Eingabeaufforderung an.

  • Geben Sie elilo ein und drücken Sie ENTER. Die Boot-Load-Sequenz wird gestartet.

Wie bei der ersten Option startet der Debian-Bootloader und zeigt eine Menüseite an, um einen Boot-Kernel und zusätzliche Optionen zur Auswahl anzubieten. Sie können auch den schnelleren Befehl fsn:elilo am Shell-Prompt verwenden. Fahren Sie fort, um den Kernel inkl. Optionen auszuwählen.

5.1.1.3. Installation per serieller Konsole

Sie haben die Wahl, eine Installation mittels Monitor und Tastatur oder per serieller Schnittstelle vorzunehmen. Um die Monitor/Tastatur-Einstellung zu nutzen, wählen Sie eine Option, die [VGA console] enthält. Um per serieller Konsole zu installieren, wählen Sie einen Eintrag, der [BAUD baud serial console] enthält, wobei Sie BAUD durch die Verbindungsgeschwindigkeit Ihrer Konsole ersetzen. Für gängige Baudraten an ttyS0 sind bereits vorkonfigurierte Menüeinträge vorhanden.

In den meisten Fällen werden Sie für den Installer die gleiche Baudrate verwenden wie für die EFI-Konsole. Wenn Sie sich bei dieser Einstellung nicht sicher sind, können Sie sie mit dem Befehl baud auf der EFI-Shell kontrollieren.

Wenn es für die entsprechende Schnittstelle oder Baudrate, die Sie benutzen wollen, keinen passenden Eintrag gibt, können Sie die Parameter eines vorhandenen Eintrags überschreiben. Wenn Sie zum Beispiel 57600 Baud per Konsole an ttyS1 nutzen wollen, geben Sie in das Boot:-Textfeld console=ttyS1,57600n8 ein.

Anmerkung

Die meisten IA-64-Rechner werden mit einer Standard-Konsoleneinstellung von 9600 Baud ausgeliefert. Dies ist sehr langsam und während des normalen Installationsprozesses wird es jedes Mal eine erhebliche Zeit dauern, den Bildschirm neu aufzubauen. Sie sollten entweder die Baudrate für die Installation erhöhen oder die Text-Mode-Installation wählen. Die Params-Hilfeseite gibt Hinweise, wie Sie den Installer im Text-Mode starten.

Warnung

Wenn Sie den falschen Konsolentyp auswählen, können Sie zwar den Kernel auswählen und Bootparameter eingeben, aber sowohl das Display wie auch die Tastatur sind tot, sobald der Kernel startet; in diesem Fall müssen Sie den Rechner neu starten, um von vorne zu beginnen.

5.1.1.4. Auswahl des Boot-Kernels und zusätzlicher Optionen

Der Bootloader zeigt ein Formular an mit einer Menüliste und einem Textfeld mit Boot:-Prompt. Mit den Pfeiltasten wählen Sie einen Eintrag aus dem Menü und alles, was Sie über die Tastatur eingeben, erscheint in dem Textfeld. Es gibt auch noch Hilfeseiten, die über die zugehörigen Funktionstasten erreichbar sind. Die General-Hilfeseite erklärt die Menüpunkte und die Params-Seite beschreibt die wichtigsten Kommandozeilen-Optionen.

Sehen Sie auf der General-Hilfeseite nach, um Beschreibungen der Kernel und Installationsmethoden zu bekommen, die für Ihre Installation passend sind. Sie sollten ebenfalls Abschnitt 5.2, „Boot-Parameter“ konsultieren bezüglich zusätzlicher Parameter, die Sie vielleicht im Boot:-Textfeld eingeben können. Die Kernelversion, die Sie auswählen, gilt sowohl für die Installation wie auch für das neu installierte System. Wenn Sie Kernelprobleme bei der Installation haben, könnten Sie die gleichen Probleme auch mit dem neuen System haben, das Sie installieren. Die folgenden Schritte sind nötig, um die Installation auszuwählen und zu starten:

  • Wählen Sie die für Sie passende Kernelversion sowie den Installationsmodus mit den Pfeiltasten aus.

  • Geben Sie eventuell nötige Bootparameter über die Tastatur ein. Sie erscheinen sofort im Textfeld. Hier werden die Kernelparameter (wie z.B. die Einstellungen für die serielle Konsole) festgelegt.

  • Drücken Sie ENTER. Jetzt wird der Kernel geladen und gestartet. Der Kernel wird die üblichen Initialisierungs-Meldungen ausgeben; danach folgt der erste Bildschirm des Debian-Installers.

Bestätigen Sie, um zum nächsten Schritt zu gelangen, in dem lokale Einstellungen wie Sprache und Zeitzone, das Netzwerk und die Festplattenpartitionen eingerichtet werden.

5.1.2. Booten per TFTP

Ein IA64-System per Netzwerk zu booten ist vergleichbar mit dem Starten von CD. Der einzige Unterschied ist die Art und Weise, wie der Kernel geladen wird. Der EFI-Bootmanager kann Programme von einem Server im Netzwerk laden und starten. Sobald der Installationskernel geladen ist und startet, durchläuft die Installation die gleichen Schritte wie bei einer Installation von CD, mit einer Ausnahme: die Pakete des Basissystems werden über das Netzwerk geladen statt vom CD-Laufwerk.

Um per Netzwerk booten zu können, benötigen sie eine Netzwerkverbindung und einen TFTP-Netzwerk-Boot-Server (DHCP, RARP oder BOOTP).

Die Installationsmethode, um Netzwerk-Boot zu unterstützen, ist in Abschnitt 4.3, „Dateien vorbereiten für TFTP-Netzwerk-Boot“ beschrieben.

Ein IA64-System per Netzwerk zu booten erfordert zwei architekturspezifische Aktionen: auf dem Boot-Server müssen DHCP und TFTP konfiguriert sein, elilo auszuliefern. Auf dem Client muss im EFI-Bootmanager eine neue Boot-Option definiert werden, um das Laden per Netzwerk zu aktivieren.

5.1.2.1. Konfiguration des Servers

Ein passender TFTP-Eintrag für den Netzwerk-Boot eines IA64-Systems sieht ungefähr so aus:

host mcmuffin {
        hardware ethernet 00:30:6e:1e:0e:83;
        fixed-address 10.0.0.21;
        filename "debian-installer/ia64/elilo.efi";
}

Bedenken Sie: das Ziel ist es, elilo.efi auf dem Client laufen zu lassen.

Extrahieren Sie die Datei netboot.tar.gz in das Verzeichnis, das als root-Verzeichnis des TFTP-Servers verwendet wird. (TFTP-Root-Verzeichnisse enthalten üblicherweise /var/lib/tftp und /tftpboot.) Hierdurch wird ein Debian-Installer-Verzeichnisbaum erstellt, der alle Dateien für den Netzwerk-Boot eines IA64-Rechners enthält.

# cd /var/lib/tftp
# tar xvfz /home/user/netboot.tar.gz
./
./debian-installer/
./debian-installer/ia64/
[...]

Das Archiv netboot.tar.gz enthält eine Datei elilo.conf, die für die meisten Konfigurationen passend sein müsste. Wenn es jedoch nötig sein sollte, die Datei zu ändern, können Sie sie im Verzeichnis debian-installer/ia64/ finden. Es ist möglich, für verschiedene Clients auch unterschiedliche Konfigurationsdateien zu erstellen, die dann nach den IP-Adressen der Clients in Hex plus der Endung .conf benannt werden müssen (statt elilo.conf). Details hält die Dokumentation im elilo-Paket bereit.

5.1.2.2. Konfiguration des Clients

Um den Client für TFTP-Boot-Unterstützung zu konfigurieren, starten Sie EFI und wählen Boot Option Maintenance Menu.

  • Fügen Sie eine Boot-Option hinzu.

  • Es sollten eine oder mehrere Zeilen mit dem Inhalt Load File [Acpi()/.../Mac()] existieren. Wenn mehr als eine dieser Zeilen existiert, wählen Sie diejenige, die die MAC-Adresse der Schnittstelle enthält, von der Sie booten werden. Markieren Sie dazu Ihre Auswahl mit den Pfeiltasten und drücken Sie Enter.

  • Geben Sie Ihrem Eintrag den Namen Netboot oder einen ähnlichen, speichern Sie und kehren Sie ins Boot-Option-Menü zurück.

Sie sollten die neu erstellte Boot-Option vorfinden; wenn Sie sie auswählen, wird eine DHCP-Anfrage gestartet und dies führt dazu, dass elilo.efi vom Server geladen wird.

Der Bootloader zeigt den Boot-Prompt an, nachdem er seine Konfigurationsdatei geladen und verarbeitet hat. Ab diesem Punkt durchläuft die Installation die gleichen Schritte wie eine von CD. Wählen Sie eine Boot-Option wie oben beschrieben; wenn der Kernel über das Netzwerk komplett geladen wurde, wird der Debian-Installer gestartet.

Bestätigen Sie, um zum nächsten Schritt zu gelangen, in dem lokale Einstellungen wie Sprache und Zeitzone, das Netzwerk und die Festplattenpartitionen eingerichtet werden.